Vergleich von analogen, digitalen und hybriden Ansätzen zum Schreibenlernen

Eltern und Lehrkräften steht heute eine Vielzahl an Mitteln zur Verfügung, um Kinder beim Schreibenlernen zu fördern – von Stift und Papier bis hin zu Lern-Apps auf Tablets. In einem aktuellen Forschungsprojekt gehen wir der Frage nach, wie Kinder dabei bestmöglich unterstützt werden können. Wir untersuchen, welcher der verschiedenen Ansätze besonders geeignet ist, um Kinder der 1. und 2. Jahrgangsstufe beim Schreibenlernen zu unterstützen.

Das Erlernen des Schreibens ist ein vielschichtiger Prozess, der weit über das bloße Beherrschen der Schreibtechnik hinausgeht. Es umfasst die Entwicklung von Feinmotorik, Grobmotorik, Körperwahrnehmung und Visuomotorik – Fähigkeiten, die entscheidend für den späteren Lernerfolg sind. Die Frage, wie verschiedene Methoden des Schreibenlernens diese Entwicklungsprozesse beeinflussen, ist daher von zentraler Bedeutung.

 

Ein Blick auf aktuelle Studien zeigt, dass digitale Tools sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Studien aus den USA belegen, dass spielerische Übungen auf dem Tablet, insbesondere solche mit Belohnungssystemen, die Motivation von Kindern deutlich steigern können (Martens et al. 2018). Schreibübungen mit einem digitalen Stift ermöglichen Bewegungen, die denen des analogen Schreibens ähneln, unterscheiden sich jedoch in entscheidenden Aspekten. Untersuchungen weisen darauf hin, dass Kinder auf der glatten Tablet-Oberfläche oft größere Schwierigkeiten haben als auf Papier (Gerth et al. 2016; Asselborn 2020) . Der fehlende Widerstand und die reduzierte haptische Rückmeldung scheinen dabei eine zentrale Rolle zu spielen.

 

Trotz dieser Herausforderungen erfreuen sich Lern-Apps für das Schreibenlernen wachsender Beliebtheit und werden sowohl im Unterricht als auch zu Hause eingesetzt. Es stellt sich jedoch die Frage, wie die Vorteile digitaler Ansätze zukünftig optimiert werden können, sodass Kinder gesund und erfolgreich das Schreiben mit ihnen üben oder lernen. Einen ersten Schritt in diese Richtung möchten wir mit unserem aktuellen Forschungsprojekt gehen.

 

Unser Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Vor- und Nachteile verschiedener Ansätze anhand von Nutzererfahrungen systematisch zu untersuchen. Eltern und Lehrkräfte haben die Möglichkeit, analoge, digitale und hybride Methoden im Alltag auszuprobieren und ihre Erfahrungen zu teilen. Mithilfe von Fragebögen und Online-Interviews erfassen wir ihre Eindrücke und können dadurch nachvollziehen, welche Ansätze die Kinder am effektivsten unterstützen. Diese Rückmeldungen liefern wertvolle Erkenntnisse darüber, wie das Schreibenlernen in Zukunft sinnvoll gestaltet werden kann.

 

Bei Interesse an weiterführenden Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Ansprechpartnerin ist Dr. Marina Quiner: marina.quiner@schreibmotorik-institut.com

 

Literatur

Asselborn, T (2020). Analysis and Remediation of Handwriting Difficulties. Dissertation. École Polytechnique Fédérale de Lausanne.

 

Gerth S, Klassert A, Dolk T, Fliesser M, Fischer MH, Nottbusch G, Festman J (2016). Is Handwriting Performance Affected by the Writing Surface? Comparing Preschoolers', Second Graders', and Adults' Writing Performance on a Tablet vs. Paper. Front Psychol. 2016 Sep 12;7:1308. doi: 10.3389/fpsyg.2016.01308 

 

Martens, M., Rinnert, G. C., & Andersen, C. (2018). Child-Centered Design: Developing an Inclusive Letter Writing App. Frontiers in Psychology, 9, 2277. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2018.02277

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